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MGV GEISTINGEN TRIFFT SWESCHNIKOW-KNABENCHOR

Foto Sweschnikow Knabenchor
Sweschnikow Knabenchor

Einzigartiger und faszinierender Chorklang

Es ist schon eine geraume Weile her, dass man noch Stühle in der Meys Fabrik herbeischaffen musste. Der „Stadtverband Hennefer Chöre“ (dessen Vorsitzender Willy Göbel im restlos begeisterten Publikum weilte) und der MGV Geistingen präsentierten am Montagabend (!) eine bezwingende Chorgala, die wohl für immer und ewig in die Hennefer Annalen und die des traditionsreichen Männerchores eingeht! Dessen langjähriger Chorleiter Pavel Brochin hatte die Kontakte zum Sweschnikow-Knabenchor geknüpft, der nach dessen Gründer Alexander Sweschnikow (1890-1980) benannt ist. Damit erfüllte sich für Brochin ein echtes Herzensanliegen, der als Chorknabe an der renommierten gleichnamigen Chorschule in Moskau seine ersten musikalischen Gehversuche machte wie der zweite Chorvorsitzende des MGV Geistingen, Andreas Eul, schmunzelnd bei der Begrüßung nicht ohne einen gewissen Stolz preisgab.

Foto_Moderation von Andreas Eul
Moderation von Andreas Eul

Er verriet außerdem, dass der exzellente Knabenchor für seinen einzigartigen Chorklang in Russland und bei seinen internationalen Auftritten in den allerhöchsten Tönen gepriesen wird! Nicht nur in Geistingen pfeifen es die Spatzen längst von den Dächern, dass Jubiläumsdirigent Pavel Brochin eine wirkliche Bereicherung in unserer Chorszene darstellt. Das machte er mit seinen gut disponierten Sängern in den majestätischen Hymnen „Gottes Macht und Vorsehung“ von Beethoven und „Gott erscheint“ von Stepan Deptjarjow (1786-1813) sehr deutlich. Es ist immer wieder verwunderlich wie Brochin den Notenschrank auch mit seltenen oder noch nie gehörten Chorstücken auffüllt.

Foto Pavel Brochin mit MGV Geistingen
Pavel Brochin mit MGV Geistingen

Beide Hymnen offenbaren einen ähnlichen pathetischen Duktus, da die beiden Komponisten ja bekanntlich Zeitgenossen sind. In Hennef sind sie wohl zum ersten Mal und in guter stimmlicher Verfassung erklungen. Sie sollen wohl über die Komponisten die musikalische Verbundenheit beider Chöre und ihrer Dirigenten besonders zum Ausdruck bringen.
Danach präsentierte sich in unnachahmlicher und unvergesslicher Manier der russische Gastchor, der bei hiesigen Gastfamilien übernachtet und sich auf einer zweiwöchigen Konzerttournee von Berlin (internationales Knabenchortreffen des dortigen Domchores) über Düsseldorf bis nach Ostende und Antwerpen in Belgien befindet. Dem russischen Chor gehörten neben den hellen Knabenstimmen auch mehr als ein Dutzend Tenöre und

Foto Chorleiter Sweschnikow Chor
Chorleiter Sweschnikow Chor

Bässe an, so dass die ausgesuchten geistlichen Chorwerke (Leitung: Andrej Gerassimenkow) und weltlichen

Foto der Solisten des Sweschnikow Chores
Solisten des Sweschnikow Chores

Chorkompositionen (Leitung: Alexej Petrov) alle im vierstimmigen Satz interpretiert werden konnten. Die Choristen (unter denen hochbegabte und äußerst selbstbewusste Solointerpreten weilten) agierten bis zur allerletzten Minute ganz souverän, zogen mit einer verblüffenden Brillanz alle möglichen Stimmregister, häuften mit atemberaubender Sicherheit und meisterlicher Präsenz alle mögliche Stimmungskontraste und Gefühlsausbrüche aufeinander, reagierten auf den Lidschlag genau auf stimmliche und harmonische Wendungen, reihten überwältigende Fortepartien und verzückende Pianostellen wie an einer Perlenkette aneinander und das alles mit haargenauer Intonation. Das Ganze geriet zu einem ausgeklügelten und beseelten (man spricht nicht von ungefähr von der russischen Seele) Mosaik und Puzzlespiel, das einem sozusagen das Hören und Sehen verging! Dabei zogen die Dirigenten mit vielen beredten Gesten alle Fäden und Register.
Man tauchte unwillkürlich und fasziniert in die liturgisch geprägte Musikwelt eines Pjotr Tschaikowski (Credo), Milij Balakirew (Die Propheten im Himmel), Alexander Arkhangelsky (Ich denke an den schrecklichen Tag), Sergei Rachmaninoff (unaufhörliche Gebete an die Mutter Gottes) oder Pawel Tschesnokow (cherubinisches Lied) und ließ sich von herrlichen und inspirierten Klangbildern wortwörtlich bis in die letzte Faser des Herzens fesseln! Dabei entpuppte sich die halbkreisförmige Bühne in der Meys Fabrik als eine respektable Klangmuschel, die das unerhörte Erlebnis positiv beeinflusste. Das Gesagte gilt ebenso für die mit unbändiger und nicht zu überbietenden Singlaune inszenierten gewitzten und aberwitzigen Stimmkapriolen in den weltlichen Kompositionen von Georgj Swiridow (Zapfenstreich), Victor Rubin (Grenada) und mehr oder wenigen vertrauten russischen Volksliedern wie „Weiße Birke“ oder „Kalinka“. In das musikalische Rollenspiel waren die Solostimmen recht wirkungsvoll eingebunden wie beispielsweise das furiose Tanzlied

Foto Pavel Brochin dirigiert die "Chorgemeinschaft"
Pavel Brochin dirigiert die „Chorgemeinschaft“

von Rubin oder der erwähnte Zapfenstreich mit den imitierten Trompetentönen zeigten. Das von beiden Chören abwechselnd von Petrov und Brochin dirigierte russische Studentenlied schlug die musikalische Brücke und könnte der Anfang einer Chorfreundschaft sein!

Foto Beide Chöre mit ihren Dirigenten
Beide Chöre mit ihren Dirigenten

Artikel: Walter Dohr                Fotos: Dr. Hartmann